Der Saal, in schwerem Eichenholz gehalten, ist zum bersten voll.
Das Volk tobt hinter den Gittern, der Adel hat in den Logen platz genommen und der Richter thront hinter dem hohen Pult.
Unter Geschrei, Nasenrümpfen und abschätzigen Blicken wird langsam eine Frau in Reifrock, Korsett, vornehmen Schleier, Hut und schweren Ketten an den Platz des Angeklagten geführt.
Der Hammer des Richters saust hernieder und die Stimme des Richters rollt über die Massen: „Ruhe bitte! Ruhe bitte!“
Das Volk fährt zusammen und Stille kehrt ein.
„Krimineller, bitte berichtet, worauf ihr plädiert?“
Mit siegessicheren Lächeln beginnt sie:
„Nun, ehrenwerter Richter, Herren und Damen Geschworene, bitte erlaubt mir meinen Fall vorzutragen...“
Eine Welle wütenden Gebrülls rollt über sie hinweg, in der Brandung tobt der Richter und springt an seinem Platz auf:
„HA! Was für einen könnt ihr schon vorzutragen haben?! Wie könnt ihr erklären, einen ehrbaren Mann seinem Glauben, seiner Familie und seinen Freunden zu entreißen?! Verteidigung?“
Über dies erhebt sich stolz ihre Stimme:
„Bitte hört mich an, bevor ihr mich verurteilt!“
Erneut tost es!
„Eure Absicht ist eines schuldigen Gewissens weiße Flagge gegenüber der Ehre, also befinde ich euch für SCHULDIG!“
Die Menge lacht und johlt gemeinsam mit den Schlägen des Hammers!
„Ich weiß, obwohl ich nicht glaube, dass es nur mein Nachleben ist, dass ich zurücklasse...“
Der Richter tobt und schreit:
„Appelle werden ABGELEHNT! Die Pflicht ruft die Hüter des Gesetzes! Ihr seit nun unser Eigentum!“
Protestierend wird sie an ihren Ketten hinfortgeschliffen.
„Hat euch denn die Intelligenz im Stich gelassen?!“
Erneut tobt der Richter auf:
„Oh welch Schande! Dieses Spiel spielt ihr also!“
Sie zerrt an ihren Fesseln und hält selbst die beiden Männer zurück.
„Bei Sinnen, was können wir erklären? Nicht Freude, nicht Schuld, nicht Schmerz, ist nicht Liebe das Selbe?“
Der Richter Spuckt vor Zorn bei jedem Wort:
„Diese sinnlose Argumentation frisst an meinem Sinn für Scham!“
Sie zerrt und reißt, dass Blut ihr Kleid durchtränkt.
„Wessen Schuld sei es?“
Die Tropfen benetzen das Volk,
„Ich danke dem Schmerz!“
und es stimmt mit ein:
„für meinen verkrüppelten Körper!“
Sie zerrt das ihre Haut sich öffnet:
„Gott segne das Leiden!“
Die Tropfen benetzen den Adel:
„Ich danke dem Schmerz!“
und er stimmt mit ein:
„für das Gefühl in meinem Gehirn.“
Dann bricht ihr Widerstand und ihr Lächeln kehrt zurück.
„Auf das ich nicht zu seiner Quelle zurückkehre.“
Auch der Richter findet nun wieder Ruhe und setzt sich zurück.
„So soll es sein! Seht ihr nun eure Fehltritte ein?“
Sie fällt auf die Knie und flüstert in dem stummen Saal.
„Von Ratten und Menschen sprecht ihr, stellt euch stark und seit doch schwach.“
Er blickt nun wieder verächtlich auf sie herab.
„Ein lächelnder Dieb.“
Sie erhebt sich voll Würde und Stolz.
„Wir sind alle Mörder, nur lasst ihr die Tabus der Gesellschaft eure Bedürfnisse blenden. Leben heißt Gier.“
Ein erhabenes Grinsen macht sich auf dem Gesicht des Richters breit.
„Eure Logik wird nicht eingestanden. Denkt an die Statistik die ihr füttert.“
Er lehnt sich im Wissen der Überlegenheit vor.
„Denkt bevor ihr plädiert!“
Sie dreht sich um und schreitet hinaus mit der Haltung eines Siegers.
Unter dem Jubel des Volkes, dem Beifall des Adels und dem ungläubigen Staunen des Richters verlässt eine Frau in Blut, Lächeln und Sieg gekleidet den Saal.